Die neuere Baugeschichte

Die neuere Baugeschichte

Die Renovierung der Bergkirche in den Jahren 1958 bis 1966 brachte einige wesentliche Änderungen mit sich.  Hierbei wurde die 1903 renovierte Holzdecke zugunsten der ursprünglichen Stuckdecke vollständig entfernt. Übertüncht wurde auch ein Gemälde über dem Triumphbogen am Eingang zum Altarraum: dort schwebten zwei Engel, zwischen denen eine Schriftrolle ausgespannt war mit der Inschrift: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).

Das im Jahr 1964 angeschaffte Altarkreuz ist ein Werk des Künstlers Hermann Tomada (geb. 1907 in Höchst i. Odw., gest. 1990 in Darmstadt), der als Metallbildhauer eine besondere Fertigkeit entwickelt hatte. Mit seinen Werken wollte er die seelischen Erschütterungen unseres Jahrhunderts transparent machen. Das aus Eisen geschmiedete Kreuz der Bergkirche soll die Grausamkeit und Sinnlosigkeit, die Kälte und Einsamkeit des Todes Jesu am Kreuz sinnlich erfahrbar machen. Dies gelingt insofern immer wieder, als das Kreuz auch heute noch Diskussionen auslöst. Das Ärgernis, das die Menschen daran nehmen, ist dabei kein anderes als das „Ärgernis des Kreuzes“, von dem schon der Apostel Paulus geschrieben hat (Brief an die Galater 5,11; vgl. 1. Korinther 1,23).

Bei der Renovierung wurde auch der Austausch der Fenster im Chorraum vollendet. Hierzu wurde der Marburger Künstler Erhart Klonk beauftragt.

    • Das Hauptfenster (im Osten, zum Sonnenaufgang hin) vereinigt in sich die großen Christus-Feste und den Karfreitag: Die rote Blume im unteren Feld steht für Weihnachten und erinnert an das Lied: „Es ist ein Ros’ entsprungen”. – Im oberen linken Teil des Fensters sind drei rote Kreuze auf einem dunkel-grauen Feld zu sehen: diese Symbolik steht für den Karfreitag, für den Kreuzeshügel „Golgatha“. – Und im Zentrum des Bildes sehen wir das Ostergeschehen: Die Frauen sehen am Ostermorgen erschrocken auf das leere Grab und den Engel, der ihnen mit den Händen bedeutet: „Er ist nicht hier (- die linke Hand des Engels weist zum Grab! -); er ist auferstanden, wie er gesagt hat“ (- die rechte Hand des Engels zeigt nach oben!; Matthäus 28, 6).
    • Das Südfenster (zugleich das älteste der neuen Fenster, gestiftet von Familie Schill) zeigt die Bekehrung des Paulus auf dem Weg nach Damaskus nach Apostelgeschichte 9: Paulus liegt geblendet am Boden.
    • Das Nordfenster schließlich zeigt die heilige Stadt, das himmlische Jerusalem nach der Offenbarung des Johannes, im 21. Kapitel: „... und (der Engel) zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott, die hatte die Herrlichkeit Gottes; ... sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel ... Und der mit mir redete, hatte einen Meßstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer” (Verse 10.12.15).

Die Kirche konnte an Pfingsten 1964 wieder in Betrieb genommen werden, kleinere Arbeiten zogen sich noch bis 1966 hin. Am Ende beliefen sich die Kosten auf 343.994,20 DM – in den 60er Jahren eine ungeheure Summe, die auch dadurch zustande kam, dass noch Schäden aus dem 2. Weltkrieg zu beheben waren.

Beim Einbau der Fenster war damals auch der Sohn des Künstlers, Erhart Jakobus Klonk, beteiligt. Er wurde im Jahr 1992 mit dem Entwurf der neuen  Altarbehänge (Antependien oder Paramente, gestiftet von der langjährigen Vorsitzenden der Frauenhilfe, Johanna Immel * 9.4.1904  12.11.2001) beauftragt. Die Arbeiten in den verschiedenen Farben des Kirchenjahres wurden in der Paramentenwerkstatt (jetzt: Textilwerkstatt) des Darmstädter Elisabethenstiftes ausgeführt.

Das alte, mechanische Uhrwerk der Kirche stammt aus der Manufaktur der Gebr. Schneider (Schonach/Schwarzwald). Es handelt sich um eine Rarität – zu schade eigentlich, um sie auf dem Dachboden der Kirche sich selbst zu überlassen. Längst hat nämlich der Computer in die Kirche Einzug gehalten: Das Geläut wird heute durch ein Glockenprogramm der Fa. Höckel-Schneider / Flörsheim am Main) gesteuert. Und der Uhrschlag bekommt seine Funksignale von der Atomzeituhr in Braunschweig.

Vor der Innenrenovierung der Bergkirche im Jahr 2010 wurde zunächst eine neue, energiesparende Heizungsanlage eingebaut. Sie hilft durch elektronisch gesteuerte Aufheiz- und Absenkungszeiten das wertvolle Inventar zu schützen. Dazu wurden mehrere Wärmestationen direkt neben den Bänken im Schiff eingebaut. So kann die warme Luft die Kirche gleichmäßiger und schonender aufheizen als vorher. Zudem ist die Wärme näher an den Kirchenbesuchern. Beim Öffnen des Bodens wurde ein altes Grab gefunden, dessen Überreste dann an anderer Stelle beigesetzt wurden.

Die den folgenden Jahren der Innenrenovierung bis 2013 wurden im Rahmen der restauratorischen Untersuchungen vor allem einige kleinere 'Zeitfenster' an den Wänden des Chores und der Katharinenkapelle ermöglicht. Dabei handelt ist sich im Chor um die Freilegung der Sockelbemalung von 1903. In der Katharinenkapelle wurden unterhalb der Nische an der Nordwand Reste bauzeitlicher Ausmalung in Freskotechnik gefunden und freigelegt.
Ein besonderes Augenmerk richtete sich auch auf die Farbfassung des Innenraumes. Die neue Ausmalung orientiert sich weitestgehend an den historsichen Farbbefunden der restauratorischen Voruntersuchungen. Ziel war es, dass sich der mittelalterliche Chorbereich wieder farblich vom barocken Kirchenschiff absetzt. Das Ergebnis kann sich nun sehen lassen. Viele weitere Arbeiten, wie die komplette Erneuerung der elektrischen Installationen, haben dazu beigetragen, den Kirchenraum für eine zeitgemäße Nutzung herzurichten. Dabei ist es gelungen, die Bergkirche als Kulturgut in seiner Substanz und Schönheit zu erhalten.